zur Erinnerung

Abschied ist ein leises Wort

Kant, Hermann

Böhnke-Kuckhoff, Ursula

Rasch, Carlos

Klein, Eduard

Wolf, Christa

FrĂŒhauf, Klaus

ThĂŒrk, Harry

Neumann, Karl

Petersdorf, Jochen

Hannes Hegen

Schnabl, Siegfried

Siebe, Hans

Schulz, Helmut H

Ender, Klaus


Christa Wolf (geb. Ihlenfeld) * 18. MĂ€rz 1929 in Landsberg an der Warthe (Ostpreußen);
† 01. Dezember 2011 in Berlin
( 82 Jahre )

Eine Autorin zwischen Verehrung und Verachtung

Vor der Wende feierte man sie als gesamtdeutsche Autorin. SpÀter wurde Christa Wolf teilweise als "DDR-Staatsschriftstellerin" geschmÀht.

"Dass die Zeit uns verkennen muss, ist ein Gesetz" - der Satz aus Christa Wolfs "Kein Ort. Nirgends." (1977) kennzeichnet auch ihre eigene Karriere als Schriftstellerin. SpÀtestens seit dem internationalen Erfolg ihres Romans "Kassandra" (1983) als gesamtdeutsche Schriftstellerin gefeiert, wurde Wolf nach der Wende vom westdeutschen Feuilleton nur noch auf ihre NÀhe zum DDR-Regime reduziert.

Die deutsche Teilung ist aus dem Werk der Schriftstellerin, die zuletzt in Berlin und Mecklenburg wohnte, nicht wegzudenken, ihr politisches Engagement hat die Reaktionen auf Person und Werk bestimmt. Sowenig sich jedoch ihre NÀhe zu und ihre Konflikte mit dem DDR-Regime auf einen einfachen Nenner bringen lassen, lÀsst sich Wolfs Literatur auf die politischen Aspekte reduzieren.

Der geteilte Himmel

Christa Wolf im GesprÀch mit Konrad Wolf (l.) und Hermann Kant (r.) am 25. November 1965 in Ost-Berlin.

Nach ihrem Studium der Germanistik und der Arbeit als Lektorin veröffentlicht die 1929 im heute polnischen Landsberg/Warthe geborene Wolf 1961 zunÀchst nur in der DDR ihr erstes Prosawerk "Moskauer Novelle". Der im folgenden Jahr erscheinende Roman "Der geteilte Himmel" findet auch im Westen Beachtung.

Wolf, seit 1949 Mitglied der SED und davon ĂŒberzeugt, der Sozialismus stelle die wĂŒnschenswertere Gesellschaftsform dar, setzt sich in dem Werk mit den Folgen der deutschen Teilung auseinander. Es stĂ¶ĂŸt - wie bei dem Thema zu erwarten - bei den Kulturoffiziellen der DDR nicht auf ungeteilte Begeisterung: Zwar erhĂ€lt Wolf den Heinrich-Mann-Preis der DDR und das Buch wird zwei Jahre spĂ€ter von der DEFA verfilmt, doch werden "große LĂŒcken in der Darstellung der Republik und ihrer Menschen" bemĂ€ngelt.

Im Visier der Stasi

Parallel zu den kĂŒnstlerischen Differenzen mit der StaatsfĂŒhrung, der Wolf fast selber angehört hĂ€tte, entwickeln sich politische. Wolf, die nach eigener Aussage seit Beginn der 60er-Jahre zunehmend davon enttĂ€uscht ist, wie der "real existierende Sozialismus" ihre utopische Vorstellung einer gerechten Gesellschaft ersetzt, verliert 1967 nach einer kritischen Rede vor dem Zentralkomitee der SED ihren Status als Kandidatin fĂŒr das höchste Parteigremium.

Als das Ehepaar Christa und Gerhard Wolf 1976 gegen die AusbĂŒrgerung des Liedermachers Wolf Biermann protestiert, wird sie aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen, ihr Mann auch aus der Partei. Das schon lĂ€nger im Visier der Staatssicherheit stehende Ehepaar wird daraufhin ĂŒber Monate auch ganz offen ausgespĂ€ht.

Vorwurf der Regime-NĂ€he

Christa Wolf hÀlt am 4. November 1989 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz eine Rede.

Wolfs Liaison mit dem westlichen Zeitgeist findet mit der Wende in der DDR ihr abruptes Ende. Wolf hofft, ihre Utopie eines sozialistischen Staates mit menschlichem Antlitz könne jetzt verwirklicht werden.

Als "Wir sind ein Volk"-Rufe lÀngst die Montagsdemonstrationen beherrschen, spricht sie sich gegen eine Wiedervereinigung mit der BRD aus, widersetzt sich so dem Einheitstrubel. Das macht sie in den Augen des westdeutschen Feuilletons verdÀchtig. Wie vielen DDR-Intellektuellen, die sich mit dem System arrangiert hatten, wird ihr nun die NÀhe zum Regime zum Vorwurf gemacht.


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